Vor einem Jahr wusste Christin Wehle: So geht es nicht weiter. Nach 18 Monaten im Ausland war sie in der Finanzabteilung eines Automobilzulieferers gelandet. Der Job machte sie alles andere als glücklich. „Ich mochte weder meine Aufgaben, noch vertrat ich die Werte des Unternehmens. Am Ende des Tages habe ich mich oft gefragt, wofür ich den Bullshit mache“, sagt die jahrelang im Controlling tätige BWLerin rückblickend.
Durch Zufall erfuhr sie von Flipped Job Market, nahm an einem Tagesworkshop teil und entschied sich den großen Kurs mitzumachen. Sie beschäftigte sich damit, welche Themen sie interessieren, in was für einem Umfeld sie arbeiten möchte und welche Werte ihr wichtig sind: „Wenn man sich das ansieht, war es kein Wunder, dass ich in meinen früheren Arbeitssituationen unglücklich war.“
Der Kurs hat ihr viel Selbstvertrauen gegeben. Sie und die anderen Kursteilnehmer erzählten sich gegenseitig, was ihnen in ihrem Leben zuletzt gelungen war – kleine Erfolgsgeschichten, so banal sie auch scheinen. „Man selber denkt, das kann doch jeder“, erklärt Christin, „aber die anderen haben gesehen, was für Fähigkeiten und Wissen ich mitbringe. Das war total hilfreich.“
Am Ende zwei intensiver Workshopwochen begann die Wahl-Leipzigerin mit Menschen zu sprechen, die mit einem Thema zu tun haben, das sie schon lange interessiert: Wie lassen sich CO2-Emissionen vermeiden und reduzieren? Die Liste ihrer Gesprächspartner reichte von einer Freelancerin, die aus Hotelwäsche neue Stoffe macht bis hin zu einem ehemaligen Mitarbeiter des US-amerikanischen Energieministeriums unter Barack Obama. So fand Christin heraus, welcher Aspekt des Themas sie am meisten interessiert.
Dann ging plötzlich alles wie von allein: Eine Firmengründerin aus Berlin, mit der Christin im Rahmen ihrer Recherche gesprochen hatte, rief sie zwei Monate später an und fragte, ob sie in ihrem Startup eine Vertretungsstelle für zwei Monate übernehmen will. Die Leipzigerin sagte zu, aus der Vertretung wurde ein unbefristeter Vertrag. Parallel begann sie Energiemanagement zu studieren. Neben ihrem Job, in dem sie den CO2-Fußabdruck von Unternehmen berechnet, paukt sie seit Oktober 2021 für ihren weiterbildenden Master.
Das Erstaunliche: Das alles ist gar nicht so weit entfernt von der Zukunftsvision, die sie im Rahmen des Flipped Job Market-Kurses entwickelt hat. In zehn Jahren, schrieb sie damals, arbeite ich als Data Analyst für ein Carbon Capture-Unternehmen – und zwar von Japan aus. So kann ich vormittags mit dem Snowboard über die Pisten düsen, nachmittags arbeiten und zum Ende der Saison schauen, wo in der Welt es mich als nächstes hinzieht. Noch lebt und arbeitet Christin in Leipzig, doch sie kann ihre Arbeit von überall aus erledigen: „Ich habe die Flexibilität, die ich mag, kann selbständig arbeiten und meinen Tag so gestalten, wie ich will. So wie es im Moment aussieht, kann sich meine Vision erfüllen.“